Wels und Einhorn
Die Sommerzeit ist gut für manche tierische Entdeckung. Diese Erfahrung musste im Juni eine Schwimmerin machen, die im Schlachtensee heftig von unten attackiert und gebissen wurde. Wäre es ein Mann gewesen, man hätte ihn im traumatisierten Zustand eines reaktivierten frühkindlichen Kastrationskomplexes aus dem Wasser ziehen müssen. Aber es waren weder Dr. Freud noch König Ödipus, die in unsichtbaren Gewässertiefen ihr Unwesen trieben, sondern ein Wels, der sich in seinen Laichgründen gestört fühlte. Ähnliches passierte im Landkreis Hildesheim, als Menschen im Altarm der Innerste einen Alligator vermuteten und um ihre Körperteile fürchteten. Das Krokodil stellte sich als gefährlich zuschnappende Alligatorschildkröte heraus. Vermutlich war sie von ihrem Besitzer ausgesetzt worden, der womöglich ebenfalls seine Manneskraft bedroht sah. Aber es gibt auch tierische Gestalten, die uns in Entzücken versetzen: In der Toskana ist ein Einhorn gesichtet worden. Das zauberhafte Tier ist ein junger Rehbock, der nur ein Horn hat. Und das wächst, wie im Märchen, aus der Mitte seiner Stirn. Die Poesie der Biologie!