Keller, Kühltruhen, Katakomben
Leichen im Keller – was für eine Untertreibung in diesen Tagen. Allenthalben öffnen sich Keller, Kühltruhen und Katakomben, aus denen nacktes Grauen steigt. In Amstetten lebte ein Opa seine perverse zweite Identität im Dunkel seines Vergewaltigungskeller aus; in Wenden im Sauerland suchte ein 18-jähriger nach Pizza und fand drei Babyleichen in der elterlichen Tiefkühltruhe; im kalifornischen Sacramento bewahrte ein Mann rund 300 Katzen in den Gefriertruhen seines Wohnhauses auf, womöglich für den Kochtopf. Und würde das alles nicht schon den Tatbestand von mindestens einem, wenn nicht drei Untergängen des Abendlandes erfüllen, hat sich nun auch durch Aktivitäten irgendwelcher Grabschnüffler und Gruftbuddler herausgestellt, dass die Ruhestätte unseres Nationaldichters keineswegs das enthielt, was der Grabstein versprach, nämlich einen Schiller. Und schon gar nicht einen vollständigen. Sondern zwei Schädel undefinierbarer Herkunft mitsamt undefinierbaren Knöchelchen. Vielleicht waren gar Katzenellbogen oder Rattenbeinchen dabei? Es ist nur noch grauenhaft. Aber das Seltsame ist: Der Himmel blaut, die Tulpen leuchten, und beim Italiener schmeckt das Erdbeereis immer noch so gut, dass die Sonne vor Lust dahinschmilzt.