In letzter Zeit durfte ich gleich mehrmals die Erfahrung machen, wie es ist, zurück aus der Zukunft zu blicken. Bereits im April lud uns der US-Kulturphilosoph Charles Eisenstein im Rahmen einer Veranstaltung im Berliner Supermarkt zu einer kollektiven Reise in die Zukunft des Jahres 2025 ein: Jeweils zwei Personen aus dem Publikum sollten sich gegenseitig interviewen, was sie dort erlebt hatten, anschließend erzählten einige auf der Bühne ihre „Erfahrungen“. Erstaunlich war, dass – ganz anders als bei allen politischen Veranstaltungen – fast nur Frauen redeten. Ebenso erstaunlich war, dass sie fast alle von einer besseren Zukunft erzählten. Oder besser gesagt: von Möglichkeitsräumen, die sich geöffnet hatten. Der Saal vibrierte vor positiver Energie. Eine Illusion oder ein Vorgeschmack, was möglich wäre, wenn wir alle unsere Potenziale voll ausschöpfen könnten?
Wir haben das auf der Leipziger Degrowth wiederholt. Hier waren die Erzählungen aus dem Publikum mehr technobestimmt, mehr Peterchens Mondfahrt, aber auch ziemlich positiv. Zudem war ich vor kurzem Gast bei einer Podiumsdiskussion aus dem Jahre 2025 in der Luckenwalder Hutfabrik. Hierbei konnten sich das Podium nicht so recht einigen, ob die Zukunft besser geworden war oder nicht. Dennoch war auch hierbei spürbar, wie stark solch ein Format die kollektive Fantasie anregt und wie sehr wir Visionen brauchen.