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Ute Scheub

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Ute Scheub

Wiederaneignung!

29. September 2011 by Ute Scheub

Politiker, eingeklemmt zwischen Krisen, Katastrophen und Kurznachrichten, können kaum mehr regieren. Doch global zeigen sich Anfänge einer neuen Wiederaneignung von Politik, Demokratie und Leben.

Apokalyptischer Schreck in der Morgenstunde. Alle Umweltpolitik hat nichts genützt, der Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen hat 2010 mit weltweit über 30 Gigatonnen ein neues Rekordhoch erreicht, vermeldete „Spiegel Online“ vor kurzem mit einem extragroßem Aufmacher. Der Chefökonom der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, halte das Begrenzen der Erderwärmung auf höchstens zwei Grad plus nur noch für „eine nette Utopie“.

Sechs Stunden später: Der Aufmacher ist verschwunden. Nach intensivem Suchen lässt er sich noch in der Rubrik „Wissenschaft“ finden – unter Ferner liefen. Es ist nicht anzunehmen, dass die Bundeskanzlerin, der Bundeswirtschaftsminister, die Chefs der Energiekonzerne oder gar die Präsidenten der USA und Chinas die Fakten auch nur zur Kenntnis nahmen.

Apokalypsen im Stundentakt, und die Regierenden haben weder Zeit noch Interesse noch Möglichkeiten, die Probleme anzupacken. Sicherlich, diese „sogenannte Bundesregierung“, wie der „Spiegel“ jüngst schrieb, agiert politisch wie handwerklich auf jämmerlichem Niveau; sie scheint befallen vom Murxismus-Lähminismus. Doch in der globalisierten Welt, in der Nachrichten, Geld- und Warenströme in Sekunden um den Globus jagen, geraten auch die fähigsten Politiker schnell an ihre Grenzen.

Was war denn in den letzten beiden Jahren? Die fette Finanzkrise. Die Erdbeben in Haiti und Chile. Das Ölleck im Golf von Mexiko. Die wochenlangen Brände um russische Atomanlagen. Die Jahrhundert-Sintflut in Pakistan. Die Erdrutsche in China. Alles schon vergessen. Alles schon so lang her. In Haiti werden weiterhin Frauen in Notunterkünften vergewaltigt, Pakistan ist destabilisiert wie noch nie, in allen Meeren wird eifriger denn je nach Öl gebohrt. Und die Spekulanten kassieren genauso weiter wie Ratingagenturen und Steueroasenbewohner. Die Politik ist nicht einmal mehr dann fähig, sie zu stoppen, wenn es um die Zukunft des Euro und der EU geht. Natürlich wurden hektische Beschlüsse gefällt – aber ohne jede Tiefenwirkung.

Man muss sie fast schon bemitleiden, die Herren und Damen Politiker, sie jagen von Krisentreffen zu Krisengipfel, sie jagen den Ereignissen hinterher, gehetzt von Ereignissen, Schlagzeilen, in jeder Stunde, jeder SMS, jeder Twitter-Nachricht ein neuer Skandal; mit der Schnelligkeit wächst die mediale Hysterie, die Zeitnot, die Atemlosigkeit aller Beteiligten; Nachdenken, Besinnen, gar kreative Problemlösung sind Fremdworte geworden, was alle bestätigen, die mit Berliner Regierungspersonal zu tun haben: „Die entwickeln keine Strategien mehr“, hört man allenthalben; wie ein Junkie klebt die Kanzlerin an ihrem Handy, versendet SMS-Nachrichten, versucht damit die Kontrolle über die Ereignisse und ihre eigenen Leute zu behalten, eine neue Form von Voodoo und genauso wirkungslos.

„Rasender Stillstand“, so nannte Paul Virilio diesen Zustand, „die Diktatur des Jetzt“ sei das, befand der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber – und erinnerte daran, dass die Menschheit in einem Jahr so viel Öl verbrennt, wie in 5,3 Millionen Jahren entstanden ist. „Nachhaltigkeit“? Ein Treppenwitz.

Die Zeitspanne, in der die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird, wird notwendigerweise immer kürzer. In seinem Buch „Beschleunigung“ beschreibt der Soziologe Hartmut Rosa das Paradox der Moderne so: „Wir haben keine Zeit, obwohl wir sie im Überfluss gewinnen“. Einerseits verfügt die Menschheit über historisch einmalig viele Möglichkeiten, Zeit einzusparen. Andererseits scheint dieselbe Zeit immer schneller zu rasen. Laut Rosa kommen drei Arten von Tempoverstärkung zusammen: die technische Beschleunigung, die Beschleunigung des Lebenstempos und die Beschleunigung sozialer und kultureller Veränderungsraten. Die Folge: Der Zeitraum für Entscheidungen schrumpft, die Zahl notwendiger Entscheidungen wächst, und die Kluft dazwischen reißt auf wie ein Abgrund, auf dessen Rand die Entscheidungsträger traumtänzeln – sie reagieren nur noch und agieren nicht mehr. Die Gefahr ist real, dass sich in den nächsten Jahrzehnten Naturkatastrophen und Wirtschaftskrisen so überstürzen und überlagern, dass nicht einmal mehr die reichen Länder genug Geld, Zeit und Ressourcen zu ihrer Bekämpfung haben, und die wachsende Zahl fragiler Staaten erst recht nicht.

Das klingt extrem düster. Andererseits gibt es unglaublich viel hoffnungsvolle Bewegung von unten, und sie scheint weltweit einen Epochenbruch anzukündigen. Symptome sind die Arabellion mit ihrem Schrei nach Demokratie, Brot und Würde, die direkte Demokratie auf den öffentlichen Plätzen von Kairo und Madrid, die anschwellende Wachstumskritik, der Ruf nach solidarischer Ökonomie und Gemeinwohlwirtschaft, der Massenumstieg auf erneuerbaren Energien und umweltfreundlichere Produktionsweisen. So disparat diese Bewegungen erscheinen mögen, so vielfältig ihre Motive, sie haben doch eins gemeinsam: das Verlangen nach Wiederaneignung und Rückgängigmachen von Entfremdung: Wiederaneignung von Politik, Wirtschaft, Demokratie, öffentlichen Räumen, Arbeits- und Lebensweisen, Wiederverfügung über Gemeingüter, Energie, Mobilität und fruchtbarem Boden, Verkürzung von Handels- und Handlungsketten.

Vor allem zwei technologische Umwälzungen haben das möglich gemacht: das Internet und die dezentralen erneuerbaren Energien. Beide schaffen die neue materielle Basis, dass Menschen mit der Hierarchie zwischen Machtzentralen und Untertanen, Sendern und Empfängern brechen können, beide machen es möglich, dass Demokratie als Selbstbestimmung der Menschen neu gelebt wird, auch als Medien-, Wirtschafts- und Energiedemokratie. Mühsam, noch sehr unreif und instabil, mit allen Problemen und Widersprüchen, zeigt sich hier der Anfang einer neuen ökosozialen Gesellschaftsformation jenseits des erdölgetränkten Turbokapitalismus.

Es sind Versuche, die Souveränität über das eigene Leben und die Gestaltung der Gesellschaft wiederzuerlangen. Wiederaneignung schafft auch Entschleunigung und Verlangsamung. Lautstark fordern Menschen überall, ihr Schicksal mitzubestimmen – ob bei den Antiatomdemonstrationen oder auf dem Tahrirplatz. Sie reklamieren, es besser zu können als die abgehetzte abgehalfterte politische Klasse. Dieser politische Klimawandel könnte entscheidend mithelfen, den physikalischen aufzuhalten. Die verstorbene Alternative Nobelpreisträgerin Dekha Abdi Ibrahim aus Kenia drückte es so aus: „Wenn genug Individuen, Städte und Religionsgemeinschaften auf klimafreundliche Strategien setzen, wird die Politik nachziehen. Von oben wird es keinen Wandel geben. Die Politik führt nicht, die Gesellschaft führt – und die Politik folgt.“ Ute Scheub

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Alltags-Helden. Heute: Sozialminister Baaske

28. Juli 2011 by Ute Scheub

Während andere Politiker urlaubend auf Jachten herumbrausen oder sich für ein Interview per Hubschrauber an den Nordseestrand verfrachten lassen, absolviert Brandenburgs Sozialminister Günther Baaske ein Praktikum in einem Altenheim in Bad Belzig. „Die Anerkennung für den Beruf (der Altenpflege) ist bei mir enorm gewachsen“, verriet der dem Deutschlandradio in einem Interview. „Es ist eine Arbeit, die psychisch, aber auch physisch wirklich große Anforderungen stellt an jeden Einzelnen.“ Die Altenpflegerinnen müssten besser bezahlt werden: „Es ist ja leider so, dass, wenn Sie an Ihrem Auto die Reifen wechseln lassen, dass derjenige wesentlich besser bezahlt wird als der, der womöglich Ihrem Vater oder Ihrer Mutter hier die Windeln wechselt.“

Er mache das mit den Praktika schon viele Jahre: „Ich habe ökologische Gebäudesanierung gemacht, ich war im Hochbau, ich war im Tiefbau, war in der Kinderkrippe und Kindergarten, war im vergangenen Jahr in einer Werkstatt für behinderte Menschen, immer eine Woche, und ich muss sagen, diese Woche gibt mir unendlich viel, sie bereichert, wenn man wirklich mal tiefer einsteigt, als man es ansonsten bei den ministeriellen Besuchen mitkriegt.“

Wäre das nicht eine großartige Sache für alle Minister? Praktika in all den Lebensbereichen, die sie verwalten? Bundessozialministerin Ursula von der Leyen bekocht eine Woche eine Familie, die ihre Lebensmittel von Hartz IV bezahlen muss. Bundesumweltminister Norbert Röttgen wechselt eine Woche Brennelemente in einem Atomkraftwerk und wertet die Radioaktivitätsmessungen aus. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer muss eine Woche lang für pünktliche Züge sorgen. Bundesgesundheitsminister Bahr leert eine Woche Nachttöpfe im Krankenhaus. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verfolgt eine Woche lang Steuerhinterzieher. Wetten, dass die Politik sich dadurch verbessern würde?

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Blaue Ökonomie schließt Arme mit ein

4. Juli 2011 by Ute Scheub

Gunter Pauli, der charismatische Mitbegründer der „Blue Economy“, ist der Überzeugung, dass „Grüne Ökonomie“ allein nicht genügt – die Produkte sind zu teuer für die Armen. Er plädiert deshalb für einen neues „Geschäftsmodell“, wie er das nennt. Hier ein Interview, das Annette Jensen und ich für die Pfingstausgabe der taz mit ihm geführt haben. interviewpauli

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Gute Nachrichten

14. April 2011 by Ute Scheub

Beim „tazlab“-Medienkongress am 9.April im Berliner Haus der Kulturen der Welt haben sich bei unserer „Goodnews“-Veranstaltung mehrere Medienprojekte zur Nachhaltigkeit vorgestellt, Annette Jensen und ich haben die bisherigen Goodnews-Ausgaben der taz vorgeführt. Weil die sich so gut verkauften, gibt es sie nicht mehr im Print. Deshalb hier für alle Interessierten die PDFs. Hier die erste Ausgabe von Pfingsten 2009: eine-andere-welt-wird-sichtbar
Hier die „Glücks-taz“ vom Nikolaustag 2009: s17-18-son1-01 s18-19-son2-02 20-21 272 s22-23-son11-01 24-25 s28-29-son8-01 s30-31-kultur-01 s33-pol-01 s36-37-reise1-01 s39-son9-011

Hier die „Regio-taz“ vom November 2010: power-aus-der-provinz_20112010

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Der Untergang Japans

28. März 2011 by Ute Scheub

Der Atomexperte Najmedin Meshkati von der University of Southern California hat laut heutigen Agenturmeldungen gesagt, die Situation in Fukushima sei deutlich ernster als angegeben. „Das ist deutlich mehr als das, was eine Nation alleine bewältigen kann.“ Meshkati forderte ein Eingreifen des Uno-Sicherheitsrates. Der Sicherheitsrat erscheint dafür in keiner Weise gerüstet – aber unabhängig davon ist klar, dass der verzweifelte Versuch, Japan vor jahrhunderterlanger Verseuchung zu retten, noch Monate dauern kann.

Hier der übersetzte Artikel eines japanischen Journalisten, der schon in seinem 2010 erschienenen Buch „Zeitbombe Atomreaktor“ prophezeite, dass es Japan in zehn Jahren wegen des mangelhaften Erdbeben- und Tsunami-Schutzes für seine Atommeiler „mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit… nicht mehr geben wird.“ Es ist der ausdrückliche Wunsch dieses atomkritischen Journalisten, der in seinem eigenen Land wenig Resonanz erhielt, dass der Artikel eine breite Veröffentlichung erfährt. Deshalb setze ich ihn auf meine Website und hoffe, dass dies noch viele andere Menschen tun werden. Hier der Artikel:

Von Takashi Hirose

„Am 11. März 2011 kam es zum Sanriku-Oki-Erdbeben1 im Nordosten Japans, in dessen Verlauf der Druck im Sicherheitsbehälter des 1. Reaktorblocks des Kernkraftwerks Fukushima Eins außergewöhnlich stark anstieg und danach das Gebäude explodierte. Kurz darauf explodierte auch der 3. Reaktorblock in gleicher Weise. Überdies wurde im 2. Reaktorblock das Druckabbaubecken, das sich im Sicherheitsbehälter befindet, beschädigt. Nehmen die Beschädigungen weiter zu, so steuern wir auf eine hoffnungslose Katastrophe zu. Gleichzeitig breitet sich über den Köpfen der Japaner eine große Flut von Radioaktivität aus. Was ist eigentlich geschehen?

Die Ungeheuerlichkeit, mit der Energiekonzerne und Medien das Wort „unvorhersehbar“ missbrauchen

Ein Tsunami sei eine Naturkatastrophe, gegen die man machtlos ist. So sehe eben das Schicksal Japans aus. Doch dieser verheerende Reaktorunfall ist eine von Menschen verursachte Katastrophe. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Energiekonzerne, sondern auch die Fernsehsender, die bisher kein einziges Mal die kritische Situation anprangerten sowie die als Experten bezeichneten Professoren, die bei ihren Fernsehauftritten nur Unsinn von sich gaben.

Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr (japanischer Zeit) gab es vor der Küste von Sanriku, ca. 130 km im Ostsüdosten der Halbinsel Oshika-Hantô (38° nördlicher Breite, 142°9‘ östlicher Länge), in 24 km Tiefe ein riesiges Erdbeben der Stärke 9,0. Dass die Stärke des Erdbebens von zuerst 8,4 dann auf 8,8 und zuletzt auf 9,0 revidiert wurde, ist äußerst verdächtig. Meiner Meinung nach haben Menschen, die dieses Erdbeben zum „größten der Weltgeschichte“ machen mussten, weil der Reaktorunfall immer schlimmere Ausmaße annahm, die Werte angehoben. Ganz ähnlich hat sich die chinesische Regierung beim großen Erdbeben von Sichuan (2008) verhalten.

Bezüglich der Bebenwellen wurden beim diesmaligen Erdbeben in Tsukidate (Stadt Kurihara, Miyagi-Präfektur) 2933 Gal gemessen, was einer dreifachen Erdbeschleunigung entspricht. Beim Iwate-Miyagi-Binnenlanderdbeben der Stärke 7,2 im Jahr 2008 wurden jedoch von der Messstelle der Stadt Ichinoseki (Iwate Präfektur) 3866 Gal vertikaler Bewegung festgehalten. Das ist mehr als dieses Mal.
Der staatliche japanische Rundfunk (NHK) betont, es handle sich um „ein Erdbeben, das nur alle 1000 Jahre passiert“, doch die tatsächlichen Schäden dieses Sanriku-Oki-Erdbebens2 und die Ursachen für die Reaktor-Erdbebenkatastrophe gehen auf den Tsunami zurück. Folglich muss gefragt werden, ob die Bedrohung durch einen Tsunami nicht vorausgesehen werden konnte. Unter den japanischen Küsten-Erdbeben wurde schon im Jahr 1896, also ca. vor 100 Jahren, beim Meiji-Sanriku-Erdbeben die Tsunami-Höhe an den Ufergebieten von Iwate gemessen: in Ryôri 38,2 m, in Yoshihama 24,4 m und in Tarô 14,6 m. Deshalb kann ich den Medien nur sagen, sie sollen das Wort „unvorhersehbar“ nicht billig missbrauchen. Und sie sollen aufhören, einen Schaden zu analysieren, nachdem er eingetreten ist. Wer nach dem Unfall behauptet, er sei „unvorhersehbar“ gewesen, ist kein Experte. Für mich Normalsterblichen war alles voraussehbar, und es ist das eingetreten, was ich in meinem im August 2010 veröffentlichten Buch Genshiro jigen bakudan (Zeitbombe Atomreaktor)3 beschrieben habe. Die Energiekonzerne haben nur „absichtlich nichts vorausgesehen“ und die Schuld, die sie sich damit den Strahlenopfern gegenüber aufgeladen haben, ist unermesslich groß.

Nur bei drei der elf Reaktorblöcke gelang der Cold Shutdown
Um das verstehen zu können, müssen wir uns die Ereignisse des letzten Jahres in Erinnerung rufen. Am 25. März 2010 gab der Energiekonzern TEPCO (Tokio Electric Power Company) die vollkommen willkürliche Entscheidung bekannt, dass der 1. Reaktorblock des Kernkraftwerks Fukushima Eins, der am 26. März 1971 in Betrieb genommen wurde, weiterlaufen solle. Ein völlig überalterter Reaktor, der demnächst 40 Jahre läuft, konnte nach der eigenmächtigen Entscheidung des Konzerns insgesamt 60 Jahre betrieben werden, und die NISA (Nuclear und Industrial Safety Agency) erteilte die Genehmigung. Wie bei den Atomkraftwerken von Tsuruga und Mihama (Fukui Präfektur) war dieser Beschluss äußerst bedenklich und gefährlich. Darüber hinaus wurde am 26. Oktober letzten Jahres im ebenfalls überalterten 3. Reaktorblock des Kernkraftwerks Fukushima Eins, der bereits 34 Jahre in Betrieb ist, der gefährliche Plutonium Thermal Use mit Plutonium als Brennstoff gestartet.

Das Kernkraftwerk Fukushima Eins wurde unter den japanischen Kernkraftwerken mit dem niedrigsten Grenzwert für Erdbeben von 270 Gal geplant und gebaut und ist somit das Atomkraftwerk mit der geringsten Erdbebensicherheit. Und dort ist es nun zur Kernschmelze gekommen. In der Präfektur Fukushima, wo mit Erdbeben der Stärke 7.9 gerechnet wird, verläuft die über 70 km breite Futaba-Verwerfung4.

Beim Ausbruch des Erdbebens waren im Kernkraftwerk Fukushima Eins der 1., 2. und 3. Reaktorblock in Betrieb → Scram (Reaktorschnellabschaltung), 4., 5. und 6. Reaktorblock waren zur Routinekontrolle abgeschaltet, im Kernkraftwerk Fukushima Zwei erfolgte bei allen Reaktorblöcken (1, 2, 3 und 4) → Scram (Schnellabschaltung). Steuerstäbe wurden eingeschoben und die Kernspaltungsreaktion in allen Blöcken gestoppt. Aber … …

Vor dem Erdbeben war propagiert worden, es bestehe kein Grund zur Sorge, da die Kernkraftwerke nach einem Erdbeben über die Funktionen „Stoppen“, „Kühlen“ und „Einschließen“ verfügten. Von den Reaktorblöcken aller elf automatisch abgeschalteten Atomkraftwerke sind es heute am 14. März, vier Tage nach dem Erdbeben, nur drei (Kernkraftwerk Fukushima Zwei 3. Reaktorblock, Kernkraftwerk Onagawa 1. und 3. Reaktorblock), deren Zustand einem Cold Shutdown entspricht, d.h. ein stabiler Zustand, wo im Reaktorblock eine Temperatur unter 100° C und ein dem Luftdruck ähnlicher Druck herrscht, die restlichen acht Blöcke laufen unkontrolliert weiter.

Die Kernschmelze setzt nicht erst bei 2800° C ein, sondern schon bei 600° C
Bei einem Reaktor von 1 MW Stromkapazität beträgt die Wärmeproduktion das Dreifache, also 3,3 MW. Wurden diese Reaktoren auch automatisch abgeschaltet, so sondert die zerstörerische Wärme danach dennoch unentwegt Spaltprodukte ab und beträgt nach einem Tag immer noch 15.560 KW. Sei der Brennwert noch so niedrig, wird doch permanent Wärme ausgestrahlt, die beseitigt werden muss, solange die Brennstäbe im Reaktor sind, denn die Hitze wird in einem Reaktor, der ja ein geschlossenes System darstellt, ständig größer und größer.

Und kann man die Hitze nicht abführen, dann gibt es bald keine Kühlflüssigkeit mehr, da Wasser bei 100° C verdampft, wodurch die Brennstäbe schließlich bloßliegen. Kommt es so weit, dann tritt durch die Schmelzung höchst gefährliches radioaktives Material aus und die Brennstäbe sinken ab. Dies wird als Kernschmelze oder Meltdown bezeichnet. Wenn die Brennstäbe nacheinander absinken, dann sammeln sie sich auf dem Reaktorboden, wodurch ihre Temperatur stetig ansteigt und sie zu glühen beginnen. Schließlich schmilzt der Stahl des Druckbehälters, sein Boden wird durchlässig und das ganze radioaktive Material tritt nach außen. Dieses Phänomen bezeichnet man als „China-Syndrom“.
Überdies reagiert das Zirkonium der Brennstabhüllen chemisch mit Wasser und oxidiert, wodurch Knallgas5 entsteht. Da der niedrigste Explosionswert für Wasserstoff bei 4,2% liegt, kommt es zu einer Explosion, sobald dieser Volumenanteil erreicht ist.

Bei einem Siedewasserreaktor wie des Kernkraftwerks Fukushima liegen die Bedingungen für einen normalen Betrieb bei 70 atm und Temperaturen zwischen 280 – 290° C. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass die Kernschmelze durch Überhitzung der Brennstäbe bei einer Temperatur von 2800° C eintritt, aufgrund der Analyse des Three-Miles-Island-Reaktorunfalls jedoch stellte sich heraus, dass es tatsächlich schon bei 600° C dazu kommt (Französische Dokumentation „Alarmglocke Kernkraft – die Sicherheit der Atomkraftwerke hinterfragt“, Ausstrahlung 6. – 7. Juli 2009, NHK BS1). NHK und andere Sender haben ihre regierungstreuen Wissenschaftler mobilisiert und bekräftigen „die in der Menschheitsgeschichte beispiellose Stärke 9“. Betrachtet man jedoch die Zerstörung der Gebäude, so erkennt man, dass die Erschütterung beim Erdbeben in Kôbe sehr viel stärker war. Die Schäden sind also nicht auf das Erdbeben an sich zurückzuführen, sondern vorwiegend auf den Tsunami.

Eine aufgrund der Erdbewegung erfolgte „Reaktor-Erdbebenkatastrophe“ ist in Japan tatsächlich eingetreten
Eine Stunde nach dem Erdbeben, um 15:42 Uhr, verlor das Kernkraftwerk Fukushima Eins seine ganzen Wechselstromquellen, sodass kein Strom von außen ins Kraftwerk gelangte. Würden jetzt noch die Stromquellen innerhalb des Kraftwerks versagen, entstände ein Zustand, in dem rein gar nichts mehr unternommen werden konnte. Und in dieser Lage überfiel der Tsunami die Anlage. Um 15:45 Uhr wurden der Öltank weggerissen, das Stromleitungssystem, darunter die Schalttafeln, überflutet und innerhalb des Reaktors konnte nichts mehr unternommen werden. Um Wasser in den Reaktor einzuspeisen, setzte man die Notkühlung (ECCS) in Kraft, die gleich darauf nicht mehr arbeitete. Auch die Notfall-Dieselgeneratoren funktionierten nicht. Der Stromkreis war mit Wassermassen überflutet und das Stromleitungssystem völlig lahmgelegt. Sowohl Computer als auch die andere Elektronik funktionieren jedoch nur mit Strom.

Für den Fall, dass sowohl die Stromquellen im Reaktor als auch die Notfall-Dieselgeneratoren, also jegliche Energie verloren geht, ist das RCIC (Reactor core isolation colling system) vorgesehen. In dieser Vorrichtung bringt der Dampf der Zerfallswärme eine Turbine in Bewegung, die eine Pumpe zur Wassereinspeisung antreibt. Doch auch diese Vorrichtung arbeitet nicht, wenn die Kontrollfunktionen nicht mehr vorhanden sind.

Da die Notfall-Dieselgeneratoren schon von Anfang an nicht funktionierten, liegt der Schlüssel der ganzen Katastrophe in der Frage, ob Generatoren zum Atomkraftwerk transportiert wurden oder nicht. Doch sogar über diese Tatsache von höchster Priorität gab es keine Nachrichten, was zeigt, wie wenig Fernsehreporter über Kernkraftwerke wissen.

Der Wasserpegel im 1. Reaktorblock sank unablässig. Durch Not-Kondensatoren und das RCIC versuchte man, den nötigen Wasserstand wiederherzustellen, doch wurde der beim Reaktorbau zur Höchstbelastung festgelegte Druck des Sicherheitsbehälters von 4 atm wahrscheinlich mit einer Größe von 8 atm weit überschritten. Dadurch gab es keinen Wärmeabbau, der Wasserpegel sank weiter und vom 4 Meter langen Brennstab ragte 1 Meter aus dem Wasser heraus.

Da der Sicherheitsbehälter zerstört wird, wenn der Druck ansteigt, öffnete man Ventile, um das unter hohem Druck stehende Gas zusammen mit radioaktiven Elementen nach draußen zu leiten. Wenn man den Verlauf dieses Unfalls betrachtet, dann ist Pessimismus angesagt. Doch inzwischen ist die Stufe, auf der man ein Manuskript zur Analyse des Unfalls hätte schreiben können, schon überschritten. Am Mittag des 15. März hatte die radioaktive Strahlung auf dem Gelände schon das 3,5 millionenfache des normalen Störfallplanungswertes erreicht. Im Fernsehen sprachen sowohl die Kommentatoren als auch die Politiker unentwegt von einer winzigen Menge. Wer so etwas tut, ist ein skrupelloser Verbrecher. Darüber hinaus wurde der Sicherheitsbehälter des 2. Reaktorblocks zerstört und im Gebäude des 4. Reaktorblocks fing das Wasser des Abklingbeckens an zu kochen. Hier befinden sich mehr radioaktive Elemente als im Kernreaktor. Meiner Vermutung zum jetzigen Zeitpunkt (15. März, 17 Uhr) nach, ist keine Lösung des Problems möglich, da sich kein Arbeiter dem Abklingbecken nähern kann. Ich wünsche von Herzen, dass meine Vermutung nicht zutreffen wird. Wenn es in einem der sechs Reaktorblöcke des Kernkraftwerks Fukushima Eins zu einer Kernschmelze kommt, dann kann dort kein Arbeiter mehr bleiben. Alle werden flüchten und den Reaktorblock aufgeben. Und danach kommt es zu einer Kettenreaktion, die auf die restlichen Blöcke übergreift.

In diesem Kraftwerk mit all seinen Reaktorblöcken befindet sich wahrscheinlich 10mal so viel Radioaktivität wie im havarierten Kernkraftwerk von Tschernobyl. Trotzdem werden Regierung, NISA, Energiekonzerne und die regierungstreuen Wissenschaftler des Fernsehens sicher weiterhin behaupten, die Radioaktivität sei harmlos. Wenn die japanische Bevölkerung dumm ist, dann glaubt sie dies und nimmt radioaktiv kontaminiertes Gemüse zu sich. Und sofort stirbt man daran nicht. Doch man weiß, dass das Risiko, an Krebs zu erkranken, sehr hoch ist. Nur Sie, die Sie um die wirklichen Sachverhalte wissen, können Ihre Kinder beschützen.

In meinem Buch Genshiro jigen bakudan (Zeitbombe Atomreaktor) steht
„Wenn mir die Frage gestellt wird: ‚Gibt es in 10 Jahren noch dieses Land Japan?‘, dann muss ich mit einer schlimmen Vorahnung antworten: ‚Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird es dieses Land nicht mehr geben.‘ (…) Über das, was auf uns zukommt, kann ich keine detaillierten Informationen liefern, aber uns erwartet ein schreckliches, düsteres Zeitalter. Welche Gestalt es hat, will ich mir gar nicht ausmalen, denn uns erwarten die Schrecken einer ‚Reaktorkatastrophe‘ aufgrund von Erdbewegungen, die nicht im verstandesmäßigen Ermessen der Menschen liegen.“

Und wenn nun wirklich das eingetroffen ist, dann bleibt mir nur noch tiefe, schmerzliche Trauer.“

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Doktor- und Adelstitel für alle!

27. Februar 2011 by Ute Scheub

Und wieder sind die Zeitungen voller Geschichten über Dr. Feelgood alias Dr. a. D. Fehlgutt. Jahaha, da lernt man, wie man es machen muss: Der Universität Bayreuth ein paar Tausender als Spende überweisen, und schon… summa cum fraude. Oder SUMMA CUM gekLAUTE. Wie? Was? Natürlich besteht hier keinerlei Zusammenhang, KEINERLEI! Das haben sicherlich auch diejenigen weit von sich gewiesen, die gestern in einer Demonstration vor dem Berliner Verteidigungsministerium dem Minister die Schuhsohle gezeigt haben.

Im Übrigen verstehe ich die Aufregung der Demonstranten nicht, leistet der Minister doch gerade einen wertvollen Beitrag zur Demokratisierung der Gesellschaft. Er zeigt uns allen beispielhaft: Es ist soooo einfach, einen Doktortitel zu ergattern! Deshalb sollten wir alle sein Werk konsequent zu Ende und selbst einen Doktortitel führen. Und wenn wir schon dabei sind, gleich einen Adelstitel dazu.

Findet: Freifrau Doktor Ute von und zu drunter und drüber Scheub
P.S.: Zu dumm, dass ich meinen Doktortitel schon vor der Guttenberg-Affäre besaß. Hätte ich mir doch viel Arbeit ersparen können!

Kategorie: Blog

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