Krakologie
Kraken sind unglaublich intelligent. Sie öffnen Gläser mit Deckeln, sofern darin ein leckeres Krebslein hockt, und können sogar Menschengesichter unterscheiden. Die Kraken im Versuchsaquarium von Seattle wedeln immer dann mit den Armen, wenn ihr Fütterer kommt. Wenn jedoch jener Meeresbiologe erscheint, der sie mit einem Stock geärgert hat, dann verspritzen sie Wasser und verziehen sich. Kraken haben acht Arme, drei Herzen und sagenhafte neun Hirne – in jedem Arm eins plus Haupthirn. Ihre Arme denken also mit. Wäre das nicht eine Lösung auch für die Menschen? Ein Hirn für jedes Körperteil? Denn offensichtlich ist das im Kopf überfordert mit den komplizierten Gemengelage auf Erden. Ich weiß das genau, denn ich bin Präsidentin des von mir gegründeten Wissenschaftszweigs der Bobologie. Die Wissenschaft von der menschlichen Dummheit – bobo heißt auf spanisch „doof“ -, versucht, die vorhandene Blödheit zu einem neuen Energie-Rohstoff umzuformen. Wenn wir mit Doofheit heizen und Auto fahren könnten, wären doch fast alle Probleme gelöst, oder? Aber bisher sind wir leider zu doof für diese Erfindung.
Blog
Der Wahnwitz der Welt (23)
AKWs zu Schnapsfabriken
Ehe der Streit um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke nun völlig aus dem Ruder läuft, möchte ich hier einen Vorschlag zur Güte machen. Er dürfte den Bundestag begeistern, den schon Joschka Fischer 1983 „eine unglaubliche Alkoholikerversammlung“ nannte. Also: Legt die Dinger still, Schwerter zu Pflugscharen, Atomkraftwerke zu Schnapsfabriken! Dass das geht, beweisen seit einigen Jahren unsere russischen Freunde. Am Ufer der Wolga steht das Atomkraftwerk Nischni Nowgorod, das nach der Katastrophe von Tschernobyl aus Sorge vor einem weiteren Super-GAU nicht ans Netz ging, umgebaut wurde und jetzt hochprozentige Brennstoffe für russische Kehlen produziert. Im Inneren des Kraftwerks werden nunmehr Wodkaflaschen der Marken „Nischni Nowgorod Kreml“, „Ins neue Jahrhundert“ und „Goldenes Chochloma“ abgefüllt. „Unser Wodka ist Natur pur“, preist das Unternehmen „Room“ seine Wässerchen auf seiner Website an. Der Liter kostet umgerechnet gerade mal 0,73 Euro – Mann! Deutsche Atomkraftwerke sollten sich meiner Meinung nach jedoch kultursensibel anpassen und Bier brauen. Ich trinke nämlich kein Bier.
Der Wahnwitz der Welt (22)
Wels und Einhorn
Die Sommerzeit ist gut für manche tierische Entdeckung. Diese Erfahrung musste im Juni eine Schwimmerin machen, die im Schlachtensee heftig von unten attackiert und gebissen wurde. Wäre es ein Mann gewesen, man hätte ihn im traumatisierten Zustand eines reaktivierten frühkindlichen Kastrationskomplexes aus dem Wasser ziehen müssen. Aber es waren weder Dr. Freud noch König Ödipus, die in unsichtbaren Gewässertiefen ihr Unwesen trieben, sondern ein Wels, der sich in seinen Laichgründen gestört fühlte. Ähnliches passierte im Landkreis Hildesheim, als Menschen im Altarm der Innerste einen Alligator vermuteten und um ihre Körperteile fürchteten. Das Krokodil stellte sich als gefährlich zuschnappende Alligatorschildkröte heraus. Vermutlich war sie von ihrem Besitzer ausgesetzt worden, der womöglich ebenfalls seine Manneskraft bedroht sah. Aber es gibt auch tierische Gestalten, die uns in Entzücken versetzen: In der Toskana ist ein Einhorn gesichtet worden. Das zauberhafte Tier ist ein junger Rehbock, der nur ein Horn hat. Und das wächst, wie im Märchen, aus der Mitte seiner Stirn. Die Poesie der Biologie!
Der Wahnwitz der Welt (21)
Das Sommerloch
Ich sitze mit meinem Laptop in einem Straßencafé. Die große Leere der Sommerferien weht durch die Straßen, saugt die Menschen von Wegen und Plätzen. Eine seltsame Gestalt mit einer rüsseligen Nase nimmt neben mir Platz. Plötzlich sehe ich: Da, wo gerade noch eine Stuhllehne war, ist nur noch ein nichtsfarbenes Nichts. Und dann – schlmpffff, die Rüsselnase macht komische Geräusche – ist auch der Tisch weg. „Verflucht!“, brülle ich. Aber die Gestalt beachtet mich nicht und frisst sich weiter durch die Landschaft. Das nächste Opfer ist eine Sitzbank – pfzzumb, auch sie im ewigen Möbelhimmel. Ssstffffzzzz – auch die Kellnerin! Mir kommt ein furchtbarer Verdacht: Die Gestalt muss das Sommerloch sein! Das ganze Café ist schon weg, ich beuge mich schützend über meinen Laptop, bereit, mein Letztes zu verteidigen: diese Kolumne, mein Testament, aber der Rüssel schlurpft schon an den Tischbeinen herum, bscchhhglub, er pfffuht wie ein Staubsauger, gleich bin ich an der Reihe, jetzt bi -m öoilasOIUIusetfr rteaos lkj =)9uwert r rwepfffff f f f o o o o
Die Redaktion trauert.
Der Wahnwitz der Welt (20)
Überhitzungen
Die Hitze macht Menschen und Dingen zu schaffen, beide drehen langsam durch. In den USA erschoss ein Mann seinen Rasenmäher, weil der nicht mehr starten wollte. In Belgrad beendete ein siebenjähriger Autofahrer sein Fahrdebüt mit einem Frontalcrash – zehn Verletzte inklusive. Die Neubauten des Bundestages in Berlin wollten hier nicht zurückstehen: Das Paul-Löbe-Haus schmiss eine Glasplatte aus dem sechsten Stock, das Jakob-Kaiser-Haus warf eines von vier Ruderbooten, die im Foyer als Kunstobjekt schweben, in selbiges hinunter. Aus Frust oder weil es baden gehen wollte? In Frankfurt schließlich setzte ein Autofahrer aus Wut über die Benzinpreise seinen BMW in Brand. Was zur Frage überleitet, ob es sich hier um ein Autodafé – also um Selbstverbrennung – handelt oder um ein Auto-Autodafé. Und ob dieser Auto-Autopilot in eigener Auto-Autonomie handelte und als Auto-Autokrat seiner Auto-Autoerotik ein Ende setzen wollte. Aber das sind philosophische Fragen, die man bei 33 Grad ungestellt sein lassen sollte – ich geh jetzt unter die Dusche. Hoffentlich ist sie nicht in der Zwischenzeit Ver.di beigetreten und streikt.
Der Wahnwitz der Welt (19)
Wir sind alle Hussein
Er kommt! Heute kommt er, der große Erlöser, der Säulenheilige, der neue Messias aus Amerika! „Herr, Obama dich unser“, beten seine Jünger auf einer neuen Karikatur von Seyfried. Da hat der Herr Karikaturist aber was unterschlagen, heißt unser Held doch mit vollem Namen Barack Hussein Obama. Aber Hussein erinnert doch zu sehr an einen gewissen Saddam, der, nunja…, und dann auch noch dieser komische Nachname Obama, wie Ossama… Die rechtsgestrickten US-Medien haben diese Assoziationen so genüsslich ausgeschlachtet, dass jeder zehnte Amerikaner den Christen Obama für einen Muslim hält. Aber just deswegen haben seine Fans nun die Bewegung „Wir sind alle Husseins“ ausgerufen. Wie sie auf der Website „facebook“ stolz verkünden, lassen sie sich alle, ob männlich oder weiblich, katholisch oder jüdisch, auf den Namen „Hussein“ taufen. Heute also trifft Barack Hussein Obama nacheinander Angela Hussein Merkel, Frank-Walter Hussein Steinmeier und Klaus Hussein Wowereit, um anschließend unter der Gold-Else alias Platin-Hussein-Grete vor Zehntausenden zu reden. Ute Hussein Scheub
Der Wahnwitz der Welt (18)
Fruchtbevölkerung
Aus der Welt der Wissenschaften flatterte mir gestern folgende Pressemitteilung entgegen: „Welche Einstellungen und Gefühle hegt die in Deutschland lebende Bevölkerung – Deutsche wie Migranten – gegenüber der deutschen Sprache? Diesem Themenkomplex stellt sich jetzt ein Wissenschafterteam in einem von der VolkswagenStiftung geförderten Vorhaben.“ Also das Gefühl des Internets zur deutschen Sprache lässt sich leicht mit dem automatischen Übersetzerdienst „Babelfish“ testen. Man muss den Text nur, sagen wir, ins Englische, sodann ins Chinesische und über den Umweg des Französischen zurück ins Deutsche übersetzen. Das Ergebnis ist wahrhaft poetisch: „Welcher Weise und das Gefühl die Fruchtbevölkerung – Deutschen wie ´trocknet; Immigration – Leben in Deutschland, über d´Deutsch? Eine Mannschaft des Wissenschaftlers des Projektes, das sich jetzt stützt; Unterseiten der Masse von S zu dieser Angelegenheit der Gruppe.“ Welch Lyrik: Unser langweiliges Volk wird zu einer nach Genuss und Abenteuer duftenden „Fruchtbevölkerung“, der schnöde alte Volkswagen wird zur S-Klasse, zur „Unterseite der Masse von S“. Ist das nicht großartig? Probieren Sie doch auch mal. Wenn Sie diesen Text durch die Übersetzungsmaschine „Babelfish“ jagen, werden Sie Ihr blaues Wunder der Romantik erleben…
Der Wahnwitz der Welt (17)
Radioaktive Autos
Für wie doof hält man uns eigentlich? Aus allen Kanälen schallt uns derzeit entgegen, dass die Atommeiler weiter laufen müssen, weil das Benzin knapp wird. Die weltweite Nachfrage nach Autos steige – „und damit der Bedarf an Strom“, heißt es diese Woche in einer pronuklearen Werbebeilage, Entschuldigung, Titelgeschichte des Spiegel. Interessant, dass Spiegel-Redakteure ihre Sportwagen mit Atomkraft fahren. Zapfen sie radioaktive Brühe für ihren Tank etwa im bald abgesoffenen atomaren Endlager Asse ab? Leute, die aus radioaktiven oder anderen Gründen nicht mehr richtig ticken, werden übrigens anderwärtig eleganter entsorgt. Rund 10.000 Kalifornier forderten jetzt per Unterschrift, eine Kläranlage nach dem hirnabgesoffenen US-Präsidenten Bush zu benennen. Sollten wir nicht auch….? Nun ja, eine Dreckumwälzanlage nach unserem Bundeshorstel zu benamsen ist vielleicht nicht so charmant. Aber womöglich gibt ein Oberrudelführer aus der Journaille oder der CDU/CSU seinen Namen dafür her, den Atommeiler Krümmel oder die Asse umzubenennen. Glos´ Atomklo? Krümmelmonster Volker Kauder?
Der Wahnwitz der Welt (16)
Peinlichster Politiker Preis
Seit ich mich entschlossen habe, einen Preis für den Peinlichsten Politiker (PPP) zu vergeben, kann sich meine Jury – bestehend aus mir, mir und mir – vor Bewerbungen kaum mehr retten. Hoch im Kurs steht etwa der polnische Präsident Lech „Kartoffel“ Kaczynski, der im Frühjahr warnte, der EU-Vertrag von Lissabon zwinge polnische Priester dazu, eine Schwulenhochzeit nach der anderen auszurichten. Darüber ärgert sich nun sein französischer Amtskollege Nicolas Sarkozy, ebenfalls ein heiß gehandelter Preiskandidat. Monsieur le Président geht es nun keineswegs um Homos – seine eigene Heteromonströsität musste er ja unbedingt mit Protz, Prunk und Bruni zur Schau stellen. Sarkozy zürnt vielmehr, weil ihm gleich zu Beginn seiner aufgeblasenen Show zur EU-Ratspräsidentschaft eine Kartoffel in den Weg rollte. Vorgestern ließ er seine Wut an einem armen Tontechniker aus, weil der ihn angeblich nicht grüßte. Schon einmal hatte er einen Mann zur Sau gemacht, der ihm nicht die Hand geben wollte: „Dann hau doch ab, du Blödmann!“ Wer Majestät nicht beachtet, den tritt er in den Abgrund. Wir müssen um Polen zittern!
Der Wahnwitz der Welt (15)
Ich bin ein Staat
Der Trend zur europäischen Kleinstaaterei geht weiter: Seit wenigen Tagen ist auch das Inselchen Forvik nahe den Shetland-Inseln ein eigener Staat. Vor sieben Jahren kenterte dort in der Nähe der Brite Stuart Hill, Spitzname „Käptn Kalamität“, mit seinem selbstgebauten Boot. Nebenbei schoss er mit seiner SOS-Leuchtmunition fast einen britischen Militärhubschrauber ab. Der Pilot fischte ihn dennoch aus dem Meer und setzte ihn – zur Strafe? – auf dem unbewohnten Eiland ab. Stuart Hill lebt dort seitdem, sturmumtost, in einem Zelt. Vor kurzem wurde es ihm aber doch langweilig, und er rief die Unabhängigkeit Forviks aus. Demnächst will er eigene Münzen, Briefmarken und eine Nationalflagge herausgeben. Ob er Präsident, Kaiser, Diktator oder Staatsvolk werden will, hat Käptn Kalamität indes noch nicht entschieden. Und jetzt frage ich Sie, verehrtes Publikum: Wollen wir nicht alle unsere Ruhe haben vor Steuereintreibern, Orthopäden, Militärs und anderem Pack? Wenn jeder von uns seinen Kleinstaat ausriefe, wäre das nicht eine Lösung für all unsere Probleme? Es verabschiedet sich mit herzlichem Gruß: Ihr vereinigtes Königinnenreich Ute von Scheub.