Überhitzungen
Die Hitze macht Menschen und Dingen zu schaffen, beide drehen langsam durch. In den USA erschoss ein Mann seinen Rasenmäher, weil der nicht mehr starten wollte. In Belgrad beendete ein siebenjähriger Autofahrer sein Fahrdebüt mit einem Frontalcrash – zehn Verletzte inklusive. Die Neubauten des Bundestages in Berlin wollten hier nicht zurückstehen: Das Paul-Löbe-Haus schmiss eine Glasplatte aus dem sechsten Stock, das Jakob-Kaiser-Haus warf eines von vier Ruderbooten, die im Foyer als Kunstobjekt schweben, in selbiges hinunter. Aus Frust oder weil es baden gehen wollte? In Frankfurt schließlich setzte ein Autofahrer aus Wut über die Benzinpreise seinen BMW in Brand. Was zur Frage überleitet, ob es sich hier um ein Autodafé – also um Selbstverbrennung – handelt oder um ein Auto-Autodafé. Und ob dieser Auto-Autopilot in eigener Auto-Autonomie handelte und als Auto-Autokrat seiner Auto-Autoerotik ein Ende setzen wollte. Aber das sind philosophische Fragen, die man bei 33 Grad ungestellt sein lassen sollte – ich geh jetzt unter die Dusche. Hoffentlich ist sie nicht in der Zwischenzeit Ver.di beigetreten und streikt.
Blog
Der Wahnwitz der Welt (19)
Wir sind alle Hussein
Er kommt! Heute kommt er, der große Erlöser, der Säulenheilige, der neue Messias aus Amerika! „Herr, Obama dich unser“, beten seine Jünger auf einer neuen Karikatur von Seyfried. Da hat der Herr Karikaturist aber was unterschlagen, heißt unser Held doch mit vollem Namen Barack Hussein Obama. Aber Hussein erinnert doch zu sehr an einen gewissen Saddam, der, nunja…, und dann auch noch dieser komische Nachname Obama, wie Ossama… Die rechtsgestrickten US-Medien haben diese Assoziationen so genüsslich ausgeschlachtet, dass jeder zehnte Amerikaner den Christen Obama für einen Muslim hält. Aber just deswegen haben seine Fans nun die Bewegung „Wir sind alle Husseins“ ausgerufen. Wie sie auf der Website „facebook“ stolz verkünden, lassen sie sich alle, ob männlich oder weiblich, katholisch oder jüdisch, auf den Namen „Hussein“ taufen. Heute also trifft Barack Hussein Obama nacheinander Angela Hussein Merkel, Frank-Walter Hussein Steinmeier und Klaus Hussein Wowereit, um anschließend unter der Gold-Else alias Platin-Hussein-Grete vor Zehntausenden zu reden. Ute Hussein Scheub
Der Wahnwitz der Welt (18)
Fruchtbevölkerung
Aus der Welt der Wissenschaften flatterte mir gestern folgende Pressemitteilung entgegen: „Welche Einstellungen und Gefühle hegt die in Deutschland lebende Bevölkerung – Deutsche wie Migranten – gegenüber der deutschen Sprache? Diesem Themenkomplex stellt sich jetzt ein Wissenschafterteam in einem von der VolkswagenStiftung geförderten Vorhaben.“ Also das Gefühl des Internets zur deutschen Sprache lässt sich leicht mit dem automatischen Übersetzerdienst „Babelfish“ testen. Man muss den Text nur, sagen wir, ins Englische, sodann ins Chinesische und über den Umweg des Französischen zurück ins Deutsche übersetzen. Das Ergebnis ist wahrhaft poetisch: „Welcher Weise und das Gefühl die Fruchtbevölkerung – Deutschen wie ´trocknet; Immigration – Leben in Deutschland, über d´Deutsch? Eine Mannschaft des Wissenschaftlers des Projektes, das sich jetzt stützt; Unterseiten der Masse von S zu dieser Angelegenheit der Gruppe.“ Welch Lyrik: Unser langweiliges Volk wird zu einer nach Genuss und Abenteuer duftenden „Fruchtbevölkerung“, der schnöde alte Volkswagen wird zur S-Klasse, zur „Unterseite der Masse von S“. Ist das nicht großartig? Probieren Sie doch auch mal. Wenn Sie diesen Text durch die Übersetzungsmaschine „Babelfish“ jagen, werden Sie Ihr blaues Wunder der Romantik erleben…
Der Wahnwitz der Welt (17)
Radioaktive Autos
Für wie doof hält man uns eigentlich? Aus allen Kanälen schallt uns derzeit entgegen, dass die Atommeiler weiter laufen müssen, weil das Benzin knapp wird. Die weltweite Nachfrage nach Autos steige – „und damit der Bedarf an Strom“, heißt es diese Woche in einer pronuklearen Werbebeilage, Entschuldigung, Titelgeschichte des Spiegel. Interessant, dass Spiegel-Redakteure ihre Sportwagen mit Atomkraft fahren. Zapfen sie radioaktive Brühe für ihren Tank etwa im bald abgesoffenen atomaren Endlager Asse ab? Leute, die aus radioaktiven oder anderen Gründen nicht mehr richtig ticken, werden übrigens anderwärtig eleganter entsorgt. Rund 10.000 Kalifornier forderten jetzt per Unterschrift, eine Kläranlage nach dem hirnabgesoffenen US-Präsidenten Bush zu benennen. Sollten wir nicht auch….? Nun ja, eine Dreckumwälzanlage nach unserem Bundeshorstel zu benamsen ist vielleicht nicht so charmant. Aber womöglich gibt ein Oberrudelführer aus der Journaille oder der CDU/CSU seinen Namen dafür her, den Atommeiler Krümmel oder die Asse umzubenennen. Glos´ Atomklo? Krümmelmonster Volker Kauder?
Der Wahnwitz der Welt (16)
Peinlichster Politiker Preis
Seit ich mich entschlossen habe, einen Preis für den Peinlichsten Politiker (PPP) zu vergeben, kann sich meine Jury – bestehend aus mir, mir und mir – vor Bewerbungen kaum mehr retten. Hoch im Kurs steht etwa der polnische Präsident Lech „Kartoffel“ Kaczynski, der im Frühjahr warnte, der EU-Vertrag von Lissabon zwinge polnische Priester dazu, eine Schwulenhochzeit nach der anderen auszurichten. Darüber ärgert sich nun sein französischer Amtskollege Nicolas Sarkozy, ebenfalls ein heiß gehandelter Preiskandidat. Monsieur le Président geht es nun keineswegs um Homos – seine eigene Heteromonströsität musste er ja unbedingt mit Protz, Prunk und Bruni zur Schau stellen. Sarkozy zürnt vielmehr, weil ihm gleich zu Beginn seiner aufgeblasenen Show zur EU-Ratspräsidentschaft eine Kartoffel in den Weg rollte. Vorgestern ließ er seine Wut an einem armen Tontechniker aus, weil der ihn angeblich nicht grüßte. Schon einmal hatte er einen Mann zur Sau gemacht, der ihm nicht die Hand geben wollte: „Dann hau doch ab, du Blödmann!“ Wer Majestät nicht beachtet, den tritt er in den Abgrund. Wir müssen um Polen zittern!
Der Wahnwitz der Welt (15)
Ich bin ein Staat
Der Trend zur europäischen Kleinstaaterei geht weiter: Seit wenigen Tagen ist auch das Inselchen Forvik nahe den Shetland-Inseln ein eigener Staat. Vor sieben Jahren kenterte dort in der Nähe der Brite Stuart Hill, Spitzname „Käptn Kalamität“, mit seinem selbstgebauten Boot. Nebenbei schoss er mit seiner SOS-Leuchtmunition fast einen britischen Militärhubschrauber ab. Der Pilot fischte ihn dennoch aus dem Meer und setzte ihn – zur Strafe? – auf dem unbewohnten Eiland ab. Stuart Hill lebt dort seitdem, sturmumtost, in einem Zelt. Vor kurzem wurde es ihm aber doch langweilig, und er rief die Unabhängigkeit Forviks aus. Demnächst will er eigene Münzen, Briefmarken und eine Nationalflagge herausgeben. Ob er Präsident, Kaiser, Diktator oder Staatsvolk werden will, hat Käptn Kalamität indes noch nicht entschieden. Und jetzt frage ich Sie, verehrtes Publikum: Wollen wir nicht alle unsere Ruhe haben vor Steuereintreibern, Orthopäden, Militärs und anderem Pack? Wenn jeder von uns seinen Kleinstaat ausriefe, wäre das nicht eine Lösung für all unsere Probleme? Es verabschiedet sich mit herzlichem Gruß: Ihr vereinigtes Königinnenreich Ute von Scheub.